2007 Unsere "Tour de France" mit Spanien

Haute-Provence, Languedoc und Baskenland




 

Lavendelfelder nahe Valensole

 

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Wenn die blöden Radler gedopt sind, muss man sie halt selber fahren, die Tour de France. Da es in unserer Gewichtsklasse keine stabilen Renner gibt, haben wir wieder das Auto genommen. Mit seinen 21 Jahren (2007) kennt es sich aus in Frankreich. Und ist auch von Hamburg in die Provence gerollt, von dort ins Languedoc gebrummt, weiter ins Baskenland an den Atlantik gerauscht und mit einem Schlenker über die Normandie hat es uns nach 6000 Kilometern drei Wochen später sicher nach Hamburg zurück gebracht. Einen Rekord (wegen Tour de France) haben auch wir aufgestellt: Sonst sind wir immer so gegen 14.00 Uhr von Hamburg losgekommen, dieses Mal wurde es 20.00 Uhr (11.07.07).

 

Die Planung war schwierig. In fast ganz Frankreich regnete es und wir wollten T-Shirt-Wetter. Nach dreiwöchiger Beobachtung der Wettervorhersagen im Internet waren wir sicher: Anfang Juli ist es in der Provence warm und sonnig - und so war es auch. Die Region kam meiner Frau sowieso zupass, da sie schon lange in die Schlucht des Verdon wollte.

 

 


 

Links: Die mächtigen Gorges du Verdon - Rechts: In der Verdon-Schlucht wurde die Straße direkt in den Fels gehauen; selbst bei voller Auflösung sieht man die Autos kaum

 

 

Links: Tief unten lässt es sich gut wandern - Rechts: Zerklüftete Berglandschaft in der Haute-Provence

 

 

Die Schlucht des Verdon ist spektakulär, sie hat uns mehr beeindruckt als die Ardeche- oder die Tarn-Schlucht, wobei auch diese beiden Täler eine Reise wert sind. Der Verdon hat über die Jahrtausende sein Bett in den Jura-Kalk geschnitten, bis zu 700 Meter tief. Die Felswände fallen teilweise 200 Meter senkrecht ab, überall ergeben sich spektakuläre Ausblicke. Es lohnt, die kleinen Straßen entlang der Verdon-Schlucht längs zu fahren - mindestens einen Tag einplanen!

 

Als klar war, dass es in die Haute-Provence (Hoch-Provence) geht, suchten wir uns drei Campingplätze aus und fragten telefonisch, ob noch Plätze frei sind. "Kein Problem", hieß es - und so erreichten wir nachmittags (13.07.07) den Campingplatz "Gorges du Verdon", etwa sieben Kilomter südlich von Castellane.

 

 

 

 

 

Links: Badestelle direkt am Campingplatz - Rechts: Hier kann man träumen, direkt am Campingplatz

 


Angenehm kühl

Der Platz drückt sich in die Schlucht und im unteren Teil stehen die Zelte direkt am Wasser. Der Verdon fließt in einer Schleife um den Campingplatz (CP) und jeder schnappt sich was Schwimmbares - von Schwimmflügeln, Reifen, Luftmatrazen bis zu Schlauchbooten - und juckelt damit auf dem Wildwasser um den Campingplatz herum. Kurzer Weg zurück quer über den Platz und das Vergnügen geht von vorne los. Die Kinder waren kaum aus dem Wasser zu kriegen.

 

Wir hatten ein Plätzchen im oberen Teil des Campingplatzes bekommen. Der war zwar durch eine Straße vom unteren Bereich abgetrennt, doch die Plätze waren wesentlich größer. Und so saßen wir unter Kiefern und hatten einen schönen Blick auf die umliegenden Berge. Näheres zum Campingplatz "Gorges du Verdon" später unter CP-Beschreibungen.

 

 

Links: Lavendelblüte - Rechts: Typisches Lavendelfeld in der Provence

 

 

Ein Spaziergang über die Hochebenen und durch die sonnigen Täler der Haut-Provence betäubt. Intensiv verbreitet sich der Duft der Blüten. Die violetten Lavendelfelder geben dem Landstrich eine besondere Note. In den Abendstunden wirkt die Farbenpracht bisweilen fast surreal. Die Pflanzen wurden hier schon im 17. Jahrhundert zur Parfumproduktion genutzt. Man lernte die Duftstoffe aus den Blüten zu extrahieren und stellte damit Parfum her. Bis heute gilt das etwas östlich gelegene Grasse als die "Haupstadt" des Parfums. Große Häuser wie Fragonard oder Galimard haben hier ihren Stammsitz. Sehens- und "riechenswert" ist dort das kleine Parfummuseum. Auch die Parfumeure bieten Führungen durch ihre Häuser an, die können wir aus zwei früheren Besuchen empfehlen. Lesetipp: Patrick Süskinds "Das Parfum". Der Roman spielt zu großen Teilen in Grasse.

 

 


 

Links: Auf dem Lavendelfest in Valensole: Mit Sicheln wurde früher der Lavendel geerntet - Rechts: Lavendelseife

 

 

Lavendel ohne Ende, als wir in Valensole über das Lavendelfest schlenderten. Der Duftstoff der Pflanze wird in allen erdenklichen Arten verarbeitet - als Parfum, in Lotionen und Seifen, in Gebäck und Kuchen, selbst Lavendel-Eis gab es dort, das war uns aber dann doch zu intensiv. Anbau und Ernte wurden gezeigt und jeder konnte sich einen Lavendelstrauß binden. Unserer duftete den ganzen Urlaub über im Auto. Vor allem im Sommer lohnt es sich, die Broschüren in der Rezeption der Campingplätze durchzusehen. Wir haben so manches tolle Feuerwerk oder kleine Konzert und immer wieder Feste und Veranstaltungen erlebt.

 

 

Irgendwie geht's immer: Einmal gegen den Felsen dengeln, rückwärts durch die Stromschnelle und ab durch die Mitte

 

Nix für Stubenhocker: Den Verdon kann man auch mit Raftingbooten (geführt) und Kajaks befahren. Im Sommer öffnet der obere Stausee (Lac de Castillon) an zwei Tagen seine Schleusen und die Wassermenge verzehnfacht sich. Dann rauscht es und die Boote gehen ab wie nix. Der Verdon ist spektakulär: Weite Sandbänke und Strände mit kristallklarem Wasser, schnelle Passagen und enge Durchbrüche mit riesigen Felsen wechseln sich ab. Am Campingplatz konnten wir die Kinder auch bei viel Wasser mit ihren Reifen und dem Schlauchboot fahren lassen. Der Nachwuchs sollte aber im Wasser sehr sicher und schon in Flüssen geschwommen sein. Keine Panik bekommen und nie gegen die Stömung ankämpfen. Schwimmen im Wildwasser hat nix mit Baden im Pool zu tun.

 

 


Der Lac de Ste. Croix hat ein intensives Türkisblau - Hier mündet die Schlucht des Verdon im See

 

Der Lac de Castillon am Oberlauf des Verdon ist weniger touristisch als der Lac de Ste. Croix

 

Weicheier, also vernünftige Menschen, baden entspannt im Lac de Castillon, der liegt am Oberlauf des Verdon, oder im Lac de Sainte Croix, wo die Verdon-Schlucht endet. Das Wasser hat in beiden Stauseen eine intensive tükisblaue Farbe und es lässt sich wunderbar drin schwimmen. Überall kann man Kanus, Kajaks, Segelboote usw. mieten. Vor allem am Lac de Ste. Croix liegen viele Campingplätze, die aber auch sehr beliebt sind. Allerdings hat der See keinen Sandstrand, also unbedingt Badeschuhe mitnehmen.

 

 

Links: Nach einem langen Abstieg Kühlung im Verdon - Rechts: Riesige Findlinge im Flussbett

 

 

Links: Wanderung in der Verdon-Schlucht - Rechts: Zufriedener Blick zurück in die Schlucht, dort unten waren wir
 

 

In der Schlucht des Verdon kann man prima wandern. Am bekanntesten ist der 14 Kilometer lange Wanderweg "Sentier Martel" (GR - Grande Randonnee). Den sind wir nicht gelaufen, da die Kinder meuterten, aber irgendwann kommen wir wieder. Die Touren sind anspruchsvoll, teilweise sehr steile Wege, große Höhenunterschiede, es geht auf und ab, Wanderschuhe sind angesagt. Für den Schweiß wird man mit einer großartigen Landschaft belohnt, die man so nur zu Fuß genießen kann. Der Wanderweg führt an Badestellen vorbei, wo man die qualmenden Füße kühlen kann. Der Pfad windet sich oberhalb der Stromschnellen mit spektakulären Blicken auf den Fluss. Ruhige Waldabschnitte bieten Erholung für müde Muskeln. Kurz danach kommt wieder ein Felsduchbruch, die Steilwände gehen rechts und links hunderte Meter hoch, oben kreisen Raubvögel oder Freeclimber hängen in den Felsen.

 

 Links: Der kleine Ort Trigance - Rechts: Felswand, die sich direkt am Ortsausgang von Castellane erhebt

 

 

Nach einer Woche hatten wir Hummeln im Hintern und es galt Abschied zu nehmen von der zerklüfteten Berglandschaft, der Verdon-Schlucht und den kleinen verwinkelten Orten, die sich an die Felsen drücken. Der Campingplatz hatte einen Internetanschluss und wir schauten bei url=http://www.lachainemeteo.fr]color=blue]u]b]Lachainemeteo, wo unser nächstes Ziel liegen würde. Das Languedoc versprach mittlerweile Wärme und Sonne, warum nicht? Wir waren seit Jahren aus unerfindlichen Gründen an dieser Region vorbeigefahren. Anruf bei zwei Campingplätzen im Languedoc, "Ja, es gibt noch freie Plätze", also los.

 

 

 

 

Languedoc

 

 



 

Über Digne-les-Bains auf die Autobahn, vorbei an Aix-en-Provence, die Camargue gequert, Nimes, Montpellier, um nach rund 360 Kilometern in Clermont-l'Herault im Languedoc anzukommen. Dort war der große Binnensee Lac du Salagou unser Ziel. Wasser muss sein, sonst sind die Kinder "unglücklich", und wer will das schon ;) . Der erste Campingplatz hatte zwar noch Plätze, die waren jedoch zu klein. Wir hatten schließlich vor dem Urlaub ein großes Zelt (Eureka "Tunnel Vision" mit großem Tarp) für uns gekauft. Und die Kinder schlafen zufrieden in ihrer neuen "Hütte" (Robens "Sweet Dreamer"). Zudem machte der Platz einen rümpeligen Eindruck, nicht sehr einladend.

 

Den Michelin Campigführer gewälzt, es gab noch einen Campingplatz am See, Anruf: "Ja, wir haben Plätze frei". Auf dem url=http://www.le-salagou.fr/]color=blue]u]b]Camping Municipal "Le Salagou" trabten wir dreimal zur Rezeption, bis wir einen passenden Stellplatz hatten. Man muss ja nicht unbedingt gleich die erste Parzelle nehmen, die einem angeboten wird. Bei freundlicher Nachfrage sind fast alle CP-Betreiber hilfsbereit und man bekommt dann was halbwegs Passendes.

 

 


Links: Rote Erde am Lac du Salagou - Rechts: Abendstimmung am See

 

 

 

Der See war leider für die Kinder nicht optimal, da die dunkelrote Erde das Wasser trübt, das mochten sie nach dem glasklaren Verdon nicht leiden. Nach ein, zwei Tagen Faulenzen sind wir ins 45 Kilometer entfernte Beziers gefahren. Ein kleines mittelalterliches Städtchen.

 

 


 Links: Blick vom Turm der Kathedrale über Beziers auf den Fluß Orb - Rechts: Häusergewirr der Altstadt

 

  Links und rechts: Gässchen und Durchgänge in der Altstadt von Beziers - Mitte: Rathaus von Beziers

 

In Beziers nahmen wir ein Töff-Töff - so 'ne Touri-Bahn - um einen Überblick über die Stadt zu bekommen. Die Altstadt hat noch die mittelalterlichen Maße, Autos bleiben zumindest teilweise draußen, der Platz wird für Cafes und Bars gebraucht. In den kleinen Straßen ließ es sich gut flanieren, Kuchen und Eis waren lecker. Der Blick vom Turm der Kathedrale St. Nazaire lohnt sich, doch beim Aufstieg darf man keine Platzangst haben, die Wedeltreppe ist extrem eng und steil.

 

Links: Schiff auf dem historischen Canal du Midi - Rechts: Alte Schleuse des Canal du Midi

 

 

Auch auf den Canal du Midi, der das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet, trifft man in Beziers. Hier ist die Schleusentreppe von Fonserannes. Die im 17. Jahrhundert gebaute Schleusenanlage überwindet 21,5 Meter Höhenunterschied. Heute sind noch sechs Kammern in Betrieb. Das machte wieder Lust auf eine Kanalfahrt. Wir sind vor Jahren mit Freunden eine Woche auf dem Canal du Nivernais geschippert, das Leben ist ein ruhiger Fluss, sehr erholsam.

 

 


Links: In Beziers - Rechts: Vorfreude auf die Austern - zumidnest bei den Eltern

 

 

 


 Links: Ein Dutzend Austern - Rechts: Salat mit Crevetten und Tintenfischen

 

 

Von Beziers aus ist es nicht mehr weit zum Etang (Bassin) de Thau, eine Lagune mit Verbindung zum Mittelmeer. Dort werden ausgezeichnete Austern gezüchtet. Während unseres letzten Besuches im Herbst 2006 hatten wir ein Restaurant eines Austernbauern für uns entdeckt und da zog es uns wieder hin. Kinners, die Austern können es mit denen aus dem Atlantik aufnehmen - der Geschmack des ganzen Meeres auf der Zunge!

Nach so viel Schlemmerei muss der Wanst bewegt werden. Zu unserer Überraschung gab es in ca. einer guten Stunde Entfernung vom Campingplatz familientaugliches Wildwasser. Die Orb kommt aus den Bergen von Escandorgue (südliche Cevennen) und hatte selbst im Sommer noch genügend Wasser.

 

 


 Links: Mit JUCHEEE düsten wir die Orb hinunter - Rechts: Söhnchen im Kajak, wild entschlossen

 

 Links: Das Leben ist ein ruhiger Fluss - Rechts: Brücke vor Roquebrun

 

 

In Roquebrun sitzt der Kanu-Verleiher und fährt einen samt Booten mit einem Bus an den Oberlauf der Orb. Das hat den Vorteil, dass man mit dem Boot trödeln kann, denn die Fahrt endet beim Verleiher und man muss nicht einem Transportbus hinterherhetzen. Wir entschieden uns für eine neun Kilometer lange Strecke. Zu unserer Überraschung gab es doch einige nette Stromschnellen. An der ersten kenterten wir prompt und die Kinder - jedes erstmals im eigenen Kajak - lachten sich schief. Natürlich hatte die beste Ehefrau Mist gebaut, trotz meiner klaren Anweisungen - "nicht quer zum Schwall, mehr links, mehr rechts, oder umgekehrt" - steuerte sie gegen einen Felsen. Und dann behauptete sie noch, sie hätte die Stromschnelle nicht sehen können, ich sei so breit. Ich und breit, unglaublich.

 

 


 Links: Hügel im Languedoc am Oberlauf der Orb - Rechts: Felsgarten des Cirque Dolomitique bei Moureze

 

 

 

Zum Abschluss schnupperten wir noch in das Felsenmeer des Cirque Dolomitique bei Moureze, nahe dem Campingplatz. Die Erosion hat den weißen Dolomitstein in teilweise bizarren Formen herausgearbeitet. Mehrere Wanderwege führen durch das Felsenmeer. Doch die Kinder hatten nach der Kanutour absolut keine Lust mehr aufs Laufen, also blieb es bei einem kurzen Spaziergang und einer Notiz auf unserem Urlaubszettel: "Beim nächsten Mal im Cirque Dolomitique wandern", der Nachwuchs war entsetzt.

 

Eine Woche war vorbei und es "hummelte" wieder. In Beziers bei einem arabischen Telefonvermittler für 50 Cent im Internet nach Sonnenschein gesucht. Überraschung: Im Baskenland hatte das Wetter gedreht. Nach wochenlangen Regenfällen Sonne und 30 Grad. Der Koch des dortigen Campingplatzes sagte uns später: "Bevor Ihr gekommen seid, hat es hier drei Tage heftig geregnet und dann hat es drei Tage geschüttet, danach ging alles wieder von vorn los." Dank des Regens standen Bäume und Felder in Saft und Kraft, sattes Grün allenthalben entspannte Augen und Gemüt. I


(zum Teil 2: "2007 Sommer Baskenland)


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