Herbst-Tour 2007 durch die Alpen, Cote d’Azur, Avignon und Burgund
Panorama-Blick vom Col de la Bonette in den französischen Alpen
©Copyright: Alle Rechte vorbehalten - All Rights Reserved
Diesen Herbst (2007) versprach die Großwetterlage nichts Gutes. Waren wir im Oktober 2006 noch im Atlantik geschwommen, so konnten wir diesen Herbst laut Wetterkarte höchstens am Mittelmeer auf Sonne hoffen. Also von Hamburg direkt nach Südfrankreich. Das kam uns gelegen, denn wir waren im Sommer einen Teil der Route Napoleon von Grenoble über Sisteron nach Castellane gefahren. Jetzt wollten wir mehr, es musste die [b]Route des Grandes Alpes[/b] sein. Sie führt von Genf über 16 Hochalpenpässe bis an die Cote d’Azur (französisches Mittelmeer).Links: Park mit Blick auf das Schloss von Vizille – Rechts: Schloss von Vizille (Region Rhone-Alpes) Schloss und Schlosspark von Vizille Nach einer Übernachtung in Baden-Württemberg ging es weiter über die Schweiz nach Frankreich. Wir passierten Grenoble und sahen am Abend ein Schild: Schloss von Vizille. Königlich übernachten, zumindest auf einem Royalen Parkplatz, das hat was. Am nächsten Morgen entdeckten wir hinter dem Schloss dessen wunderbaren Park, sonnendurchflutet, die Nebelschwaden stiegen auf, das ist ja fast mystisch, staunte unser Jüngster.
Die Route des Grandes Alpes führt von Genf bis ans Mittelmeer
Zu unserer Überraschung befindet sich in dem Chateau ein Revolutionsmuseum, kostenlos, wie alle Museen, die mit der Entstehung der Grande Nation zu tun haben. Umsturz, Unruhe, an diesem idyllischen Ort? Im Schloss von Vizille trafen sich vor der Revolution im Sommer des Jahres 1788 Vertreter von Klerus, Adel und Bürgertum und verlangten unter anderem die Wiedereinsetzung des Parlaments, Gleichheit bei den Wahlen – ein Kopf eine Stimme - und den Zusammenschluss der Provinzen. Diese Ideen wurden aufgegriffen und bereiteten die französische Revolution mit vor.
Links: Unser Dickschiff in den Bergen – Rechts: Im unteren Teil der Route
Nach einem langen Spaziergang durch den Park rief der Berg. Alles zusammengeräumt und ab ging es auf die Route des Grandes Alpes mit dem höchsten Pass der Alpen, dem Col de la Bonette, 2802 Meter. Bei Kaiserwetter schraubten wir uns mit dem gemieteten Wohnmobil – einem Eura 580 LS – die Serpentinen hoch. Wir waren mit unserem Dickschiff fast allein auf den Passstraßen, herrlich. Im Sommer sieht es hier sicher anders aus, da wird man vermutlich in der Kolonne hinaufgeschoben. Bergwelt in den französischen AlpenFuhren wir Anfangs noch durch einen farbenfrohen Herbstwald mit leuchtenden Blättern, änderte sich das Bild schlagartig oberhalb der Baumgrenze. Die Landschaft wurde karg, abweisend, die bunten Farben verschwanden und die Bergwelt nahm einen fast monochromen gelb-braunen Farbton an. Die Bergstraße wand sich in immer abenteuerlicheren Kurven Richtung Pass.
Picknick am Col de la Bonette bei Kaiserwetter
Bei schönstem Sonnenschein verlangte der Nachwuchs nach Auslauf und tobte erst einmal durch die Bergwelt. Nach einiger Zeit machte sich die Höhe, immerhin rund 2800 Meter, bemerkbar und dei Kinder verlangten japsend nach Essen. Trotz der Höhe wärmte die Sonne und wir machten kurzerhand eine Mittagspause und kochten im Womo. Gespeist, anders kann man es angesichts der Kulisse nicht nennen, haben wir draußen in glasklarer Luft mit toller Fernsicht. Ja, wenn Engel reisen. ;)
Ganz entspannt in knapp 2800 Metern Höhe
Links: Zwei „kleine“ Autos auf der Passstraße – Rechts: Serpentinen ins Tal Am späten Nachmittag stürzten wir uns mit dem „Nasenbären“ die Serpentinen runter. Jede Kurve bot neue Ausblicke, tiefe Schluchten, aufgelassene Ortschaften und einsame Berghütten. Für eine Fahrt über die Route des Grandes Alpes sollte man auf jeden Fall einen ganzen Tag, besser zwei Tage einplanen. Sie ist 700 Kilometer lang und man muss über die Distanz hinweg insgesamt einen Höhenunterschied von mehr als 17 000 Metern überwinden. Super Radstrecke – auch die Rennfahrer der Tour de France quälen sich hier ab. Cannes, Grasse und Marseille
Links: Blick über die Bucht von Cannes – Rechts: Jachthafen
Noble Hotels, noble Gäste
Die Cote d’Azur empfing uns mit angenehm warmem Klima. Nach der eindrucksvollen Alpenüberquerung entspannten wir uns auf einem Campingplatz nahe Cannes. Die Kinder machten den Pool unsicher und waren kaum aus dem Wasser zu bekommen. Wir lasen und tranken literweise Cappuccino. Faulenzen hat kaum Schattenseiten, ehrlich. ;) Ein Bummel durch die mediterrane Filmmetropole und ein bisschen Geld rauswerfen an der Croisette, das hat was. Der Boulevard de la Croisette – um 1800 war das mal 'ne schlichte Sanddüne - ist „die“ Flaniermeile an der Cote. Nach unbestätigten Gerüchten mieten sich heutzutage reiche Russen und Araber ganze Hoteletagen in den Nobelherbergen, um standesgemäß zu nächtigen. Wir können’s ihnen nachfühlen, sind wir doch auch statt mit unserem Zelt mit einem Wohnmobil vorgefahren, Haute-Volee unter sich.
Links: Grasse – die „Parfümhauptstadt" – grüßt mit Blumen – Rechts: Parfümerie Molinard
Links: In diesen Kesseln „reifen“ die Essenzen – Rechts: Historische Flakons
Genug gefaulenzt, wir fuhren etwa 20 Kilometer ins Hinterland und besuchten Grasse, nach wie vor die Hauptstadt des Parfums. Der zentrale Teil des Romans „Parfum“ von Patrick Süskind spielt hier. Hatten wir beim letzten Aufenthalt Fragonard besucht, sind wird dieses Mal in die Parfum-Manufaktur Molinard gegangen. In den alten Parfumhäusern wird noch weitestgehend in Handarbeit produziert. Einmal, um den Besuchern die Parfumherstellung zu zeigen, aber auch, um seltenere Parfums, Seifen usw. herzustellen. Meist gibt es auch Führungen auf Deutsch, einfach fragen.Molinard: Parfum, Parfum, Parfum
Altstadt von Grasse
Alter Hafen im Zentrum von Marseille
Von Grasse aus sind wir über das Hinterland nach Marseille gefahren. Marseille hatten wir seit Jahren im Sommer gemieden, da die zweitgrößte Stadt Frankreichs dann heiß, voll und laut ist. Ein sonniger Oktober ist jedoch genau die richtige Zeit, um in der Hafenstadt vorbeizuschauen. Der alte Fischerhafen im Zentrum der Stadt ist fast völlig zum Jachthafen umgebaut worden. Die Innenstadt hat sich in den vergangenen Jahren herausgeputzt. Uns hat Marseille gut gefallen und die Stadt steht auf jeden Fall auf der langen „unbedingt-vorbeischauen-Liste“ – aber nur im Frühjahr oder Herbst.
Sturm zieht bei Carro am Mittelmeer auf
In Marseille war leider kein Camping- oder Wohnmobilstellplatz offen. Deshalb sind wir ins etwa 30 Kilometer entfernte Carro ausgewichen. Bei der abendlichen Ankunft war der Womo-Stellplatz am Meer schon voll. Doch am nächsten Tag bekamen wir einen Platz mit einem halbwegs guten Blick über das Meer. Wie von den Wetterfröschen prognostiziert, drehte das Wetter in der zweiten Urlaubswoche. Der Mistral, ein kalter Fallwind aus den Bergen, ließ uns nach den Jacken greifen. Avignon
Brücke von Avignon mit Papstpalast
Palast der Päpste in Avignon
Direkt gegenüber der Brücke von Avignon fanden wir auf der Rhone-Insel eine schöne Parzelle auf einem Campingplatz. Der Mistral wehte noch immer, ein starkes Argument für einen langen Besuch im Palast der Päpste, auch wenn die Brut vernehmlich knurrte. Der Palast ist riesig und man sollte unbedingt die deutschsprachigen elektronischen Führer am Eingang für kleines Geld mieten. Die Texte sind recht spannend geschrieben, so dass selbst unsere Kinder mit viel Spaß durch die Gemäuer liefen. Man sollte einen halben Tag einplanen und nur hingehen, wenn es nicht überfüllt ist. Ach ja, Avignon war seit der Spaltung in Rom 1309 etwa einhundert Jahre lang Sitz der (Gegen-)Päpste.
Leben wie Gott in Frankreich
Weinberge im Burgund bei Regnie
Zwei Wochen sind einfach zu kurz und so machten wir uns von Avignon aus auf den Rückweg. Dieser sollte über Paris nach Hamburg führen. Zunächst mussten wir aber im Beaujolais „unseren“ Winzer besuchen, denn die Freunde hatten alle Vorräte ausgetrunken.
Die Domaine de la Ronze inmitten der Weinberge
Wir hatten den Weinbauern vor Jahren eher zufällig entdeckt. Obwohl wir bis damals eher die Bordeaux-Weine bevorzugten, überzeugten uns die Beaujolais-Gewächse von Seraphin Bernado in Regnie-Durette. Es ist ein kleiner Hof, der mitten in den Weinbergen liegt. In diesem Gebiet wird die Gamay-Traube angebaut und es ist einer von zehn Cru des Beaujolais. Verkostet wird ganz unaufgeregt in einem kleinen Weinkeller, einen ordentlich gemachten Wein bekommt man schon für sieben Euro.
Links: Auxerre an der Yonne – Rechts: Hier gibt es wunderbares Baguette
Vom Burgund ging es beschwingt weiter Richtung Paris. In Auxerre in der Bourgogne legten wir eine Übernachtung direkt am Fluss Yonne ein. Das Foto zeigt unseren morgendlichen Blick aus dem Wohnmobil auf die Altstadt. In der schönen Bäckerei (Boulangerie) versorgen wir uns mit frischem Baguette. Gestärkt ging es weiter Richtung Paris. Für Paris habe ich einen eigenen Beitrag geschrieben, für die Fortsetzung bitte hier klicken: "Paris - Paris" Wer mehr Bilder sehen möchte, bitte Diashow klicken.
©Copyright: Alle Rechte vorbehalten - All Rights Reserved |